Noordwijk - City of Space
Noordwijk an der niederländischen Nordseeküste ist immer eine Reise wert. Neben einem tollen Strand und der netten Innenstadt hat die "City of Space" auch für den Raumfahrt-Enthusiasten etwas zu bieten. Es gibt das Museum "Space Expo", welches sich gleich in der Nähe des ESA Standorts "ESTEC" befindet. In Noordwijk findet man außerdem den "Walk of Space".
Space Expo
Die Space Expo ist ein wirklich sehenswertes Raumfahrt-Museum. Es finden sich tolle Exponate der niederländischen Raumfahrt und darüber hinaus. Parkmöglichkeiten gibt es kostenlos und in ausreichender Menge direkt vor Ort, die Eintrittspreise sind recht moderat. Highlight der Ausstellung ist sicherlich das originale Sojuz TMA-03M Raumschiff, mit dem der ESA-Astronaut André Kuipers am 21. Dezember 2011 zur Internationalen Raumstation startete. Die Raumkapsel landete am 1. Juli 2012 in Kasachstan. In der Ausstellung findet man außerdem einen echten russischen F1-14F43 Spionagesatelliten. Im Jahre 1988 befand er sich für zwei Wochen im Weltall. Die Spuren des Wiedereintritts sind deutlich an seinem Hitzeschild ablesbar.
Ein begehbares Modell des Raumlabor "Columbus" macht anschaulich, über welche Größenverhältnisse wir bei der Internationalen Raumstation sprechen. Columbus ist das europäische Forschungsmodul an der ISS. Beeindruckend ist auch das originalgetreue Modell einer amerikanischen Mondlandefähre in stilvoll umgesetzter Mondlandschaft. Viele weitere geflogene Exponate, von Flaggen über Kleidung und Nahrung bis hin zu verschiedensten Ausrüstungsgegenständen der Astronauten runden die Ausstellung ab.
Man kann ungefähr zwei Stunden für einen Rundgang einplanen. Die kleine Kantine lädt dann zu einer Stärkung ein. Der Museumsshop ist tatsächlich für Erwachsene etwas enttäuschend, für Kinder hat er aber durchaus interessante Souvenirs zu bieten. Das Museum bietet gegen einen Aufpreis außerdem eine Tram-Tour auf das ESA-Gelände an, welche man sich nicht entgehen lassen sollte.
ESA-Zentrum ESTEC
Das "European Space Research and Technology Centre (ESTEC)" wurde 1968 gegründet und ist Teil der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Das Space Expo Museum bietet mehrmals täglich die tolle Gelegenheit an, dieses Zentrum mit einem Guide zu besuchen. Die Führungen finden auf Niederländisch und Englisch statt. Mit einer kleinen Bahn gelangt man auf das offizielle Gelände. Auf keinen Fall sollte man seinen Personalausweis vergessen, denn man muss sich am Eingang ausweisen können und erhält für die Dauer des Aufenthalts einen Besucherausweis. Für Gehbehinderte ist die Tour leider nicht geeignet. Zu beachten ist, dass während der rund zweistündigen Tour keine Toiletten zur Verfügung stehen und keine Fotos erlaubt sind.
Im ESTEC plant die ESA gemeinsam mit der Industrie zukünftige Weltraum-Missionen. Satelliten werden auf ihre Tauglichkeit für Weltraumbedingungen getestet. Während der Tour sieht man große Anlagen für Vibrations- und Schocktests. Man versucht hier, Satelliten und andere Nutzlasten genau den Bedingungen auszusetzen, die im Weltall herrschen. Dazu gehören auch Vibrations- und Schocktests, Thermal-/Vakuum-Tests sowie Tests für Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV).
Diese Tour sollte man auf jeden Fall mitnehmen!
ESTEC Tag der offenen Tür 2019
Ein Mal im Jahr bietet das ESTEC außerdem einen Tag der offenen Tür an. Im Jahre 2019 konnte ich erstmals daran teilnehmen. Zuvor musste ich mich über eine ESA-Webseite dafür registrieren, da es für diesen Besuchstag eine Obergrenze gab. Für 2019 wurden drei namhafte Astronauten angekündigt, die auch für Autogrammstunden bereitstehen sollten. Neben Alexander Gerst waren die Apollo-Astronauten Rusty Schweickart und Walter Cunningham angekündigt.
Der Tag in Noordwijk war schon lange geplant und wurde von mir zu einem Kurzurlaub ausgebaut. Denn rund um den Open Day gab es in Noordwijk noch ein interessantes Begleitprogramm. Gerade auch deswegen, weil 2019 das Jubiläumsjahr "50 Jahre Apollo" war. So fand am Vorabend im Kino eine Podiumsdiskussion mit den Astronauten und weiteren Weltraum-Protagonisten statt. Auch wurde am "Walk of Space" eine weitere Betonplatte mit den Handabdrücken eines Astronauten feierlich eröffnet.
Der Open Day als solches begann mit einigem Rätselraten, wie denn genau der Transfer von einem der Park and Ride Parkplätze vonstatten gehen sollte. Wir hatten uns einen P+R Parkplatz herausgesucht und hielten Ausschau nach einem Shuttle Bus. Dieser traf dann irgendwann ein und ließ uns einige hundert Meter entfernt vom Haupteingang aussteigen. Leider regnete es in Strömen, so dass der Fußweg scheinbar endlos wirkte. Vor dem Haupteingang hatte sich bereits eine Schlange mit mehreren hundert Personen gebildet, die nun alle rund eine dreiviertel Stunde auf Einlass warteten. Noch immer regnete es Bindfäden. Nach einer Ansprache, die kaum noch jemand verfolgte, strömte die Masse dann auf das Gelände. Mein primäres Ziel für den Tag war es, von allen Astronauten ein Autogramm mitzunehmen. Nach kurzer Orientierung fand ich die richtige Halle, in denen es die begehrten Sammlerstücke geben sollte.
Vor den Autogramm-Tischen der Astronauten hatten sich ebenfalls schon erstaunlich lange Schlangen gebildet. Wir beschlossen daher, uns aufzuteilen. Denn man konnte entweder für Gerst oder für Schweickart anstehen, nicht für beide gleichzeitig. Der Blick auf den Terminplan zeigte, dass die Dauer so begrenzt ist, dass man es als Einzelperson nicht schafft, beide Astronauten innerhalb dieses Termins um ein Autogramm zu bitten. Ich stand in der Gerst-Schlange und erhielt nach rund 45 Minuten ein Autogramm. Leider hat es für Schweickart dann nicht mehr gereicht, weil dort der Durchsatz an Personen zu gering war. Meine Begleitung ging also leer aus. Mit vereinten Kräften hatten wir also lediglich ein Autogramm erhalten können - und das trotz wochenlanger Vorfreude und des Wartens im Regen und keinerlei Vergeudung von Zeit. Ehrlich gesagt, war ich ab diesem Zeitpunkt nicht sehr glücklich.
Im Anschluss quälten wir uns noch durch die Besuchermassen von einer Halle in die nächste. Ich nahm noch einige Poster und Infomaterialien mit und freute mich darauf, noch den ESA-Shop besuchen zu können. Hier gestaltete sich der Kauf von Souvenirs als relativ kompliziert, sollte man doch ein Bestell-Formular ausfüllen, auf dem gar nicht die Dinge standen, welche ich kaufen wollte. Ich ärgerte mich abermals, bekam aber letztlich doch die erwünschten Patche aus dem Shop.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich erneut einen ESTEC-Open Day besuchen werde. Wir hatten natürlich extrem Pech mit dem Wetter, Pech mit den Autogrammen und es war total überfüllt. Positiv ist, dass der Eintritt kostenlos war. Der Tag bietet natürlich die tolle Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und vielleicht wäre ich unter anderen Vorzeichen mit einer besseren Stimmung aus diesen Tag heraus gegangen. So kann ich aber nur empfehlen, an einer regulären Führung mit der Space Expo teilzunehmen, da diese wesentlich stressfreier ablaufen.
Noordwijk - Walk of Space
Seit 2013 wird am Koningin Wilhelmina Boulevard in Noordwijk an einem Walk of Space gearbeitet. Die erste Platte zeigt den Abdruck des Astronautenstiefels von Wubbo Ockels, und inzwischen sind dort viele weitere Platten mit Hand- und Fußabdrücken berühmter Astronauten zu sehen. Es lohnt sich, hier einmal vorbeizuschauen. Hin und wieder werden neue Platten im Rahmen kleiner Feierlichkeiten eröffnet. Es lohnt sich also, in den Terminkalender von Noordwijk zu schauen. Der Walk of Space liegt direkt am Strand und es bietet sich an, hier mit einem leckeren Eis auf der Hand entlang zu schlendern.