Space Camp - Teil 3
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Um 07:15 am nächsten Morgen ist die Sonne über Alabama längst aufgegangen und wir treffen uns planmäßig am Eingangsbereich des Habitats, um gemeinsam zum Frühstück zu gehen. Langsam gewöhnen wir uns daran, alles als Gruppe zu machen. Die meisten von uns tragen mittlerweile den blauen Flightsuit. Und tatsächlich fördert es das Zugehörigkeitsgefühl gewaltig. In der Kantine bediene ich mich frei und fülle mein Tablett mit Rührei, Kuchen, Bagels und weiteren amerikanischen Frühstücksutensilien. Die nächste Mission kann ich so gestärkt angehen. Bereits in 45 Minuten würde unser Bravo-Training beginnen. Diesmal sollte es zum Mars gehen.
Das Bravo-Training bereitet auf die Bravo-Mission vor. Hier geht es mit der Orion-Raumkapsel zum Mars. Die Gruppe wird neu aufgeteilt und diesmal sitze ich in Mission Control, was ich als gerecht empfinde. Mein Highlight war tags zuvor die Mission im Shuttle. Doch auch am Controller-Platz sorgen die Space Camp Crewtrainer für gewollten Stress. Auf unseren Kontrollbildschirmen können wir alles verfolgen. Alle notwendigen Werte der Flugbahn, der Treibstoffvorräte sowie Daten zu den Inhalten von Sauerstoff- und Wasserstofftanks. Auf Monitoren verfolgen wir die Tätigkeit der Orion Crew. Wir beobachten, wie sie sich mit Raumanzügen ausstattet und sich auf eine Außenbordmission vorbereiten.
Viel zu schnell ist das Bravo-Training beendet und wir fahren schon mit dem Bus auf ein Außengelände, welches liebevoll „Area 51“ genannt wird. Teamfindung steht auf dem Programm. Nach zwei Teamfindungsspielchen geht es wieder zurück in das Besucherzentrum, wo wir in die Saturn V Halle geführt werden. Ein Raketeningenieur erklärt uns ausgiebig, welcher Treibstoff durch welche Leitung fließt und ich beschließe, gedanklich ein wenig abzuschalten, genieße einfach die Atmosphäre an diesem Platz und gehe meinen Gedanken nach. Es ist anstrengend, jegliche Konversation erst zu übersetzen. Die anschließende Mittagspause, die ausschließlich der Nahrungsaufnahme dient, stärkt uns für die Bravo-Mission, die sich über drei Stunden erstreckt. Start des Space-Launch-System, ein Zeitraffer-Flug zum Mars, die Marslandung und Außenbordeinsätze laufen prima. Wir verfolgen das Geschehen ein wenig neidisch aus dem Mission Control Center und werden von unseren Crewtrainern immer wieder mit obskuren Zwischenfällen, wie Feuer, Gasaustritt oder Krankheiten konfrontiert.
Nach dem erfolgreichen Abschluss der Marsmission fahren wir mit dem Bus zum Startgelände für unsere am Vortag gebauten Modellraketen. Ich muss lachen, als ich einen großen Nadelbaum sehe, der mit ähnlichen Raketen vollhängt. Sie baumeln auf verschiedenen Höhen, mit Fallschirmen verheddert, in den Zweigen. Ein original Space Camp Weihnachtsbaum, denke ich. Ich merke, dass Sicherheit an dieser Stelle groß geschrieben wird. Die kleinen Raketen mit den winzigen Treibsätzen scheinen harmlos, die Sicherheitsmaßnahmen jedoch sehr aufwendig. Alle Teilnehmer stehen während der Raketenzündung hinter einer Schutzwand. Helm und Warnweste sind für all diejenigen Pflicht, die unmittelbar am Abschuss beteiligt sind. Ein wenig muss ich schmunzeln, wenn ich überlege, was ich als Kind schon alles irgendwie als Rakete gebaut und zum Fliegen gebracht hatte, so ganz ohne Schutzausrüstung.
Nach dem Abendessen erfahre ich erneut, wie wichtig hier Sicherheit ist. Bei der Konstruktion des Hitzeschildes können wir zunächst verschiedene Materialien, wie Alufolie oder Schwämme auf ihre Feuerbeständigkeit hin testen. Eine junge Frau, klobig mit Schutzbrille, Schutzweste und Schutzhandschuhen ausgestattet, bedient den Gasbrenner, um unsere Proben zum Glühen zu bringen. Nach diesen Tests erhalten wir die Aufgabe, kleine Hitzeschilder zu entwickeln. Die zuvor getesteten und Materialien und weitere Proben stehen uns dafür zur Verfügung. So wird der Abend zu einer vergnüglichen Bastelstunde. Ziel ist es, ein unschuldiges rohes Ei vor der Hitzeentwicklung des Gasbrenners zu schützen. Unsere Ergebnisse warten wir mit Spannung ab. Ein Hitzeschild nach dem anderen muss sich der Flammen-Beaufschlagung stellen. Sie werden der Reihe nach in eine Konstruktion eingespannt, das rohe Ei jeweils dahinter. Wir sind erstaunt, wie gut unsere Eigenentwicklungen halten. Erst nach 22 Uhr liegen wir in den Betten, total erschöpft vom Tag und voller freudiger Erwartung auf den letzten Tag der Adult Space Academy.