Space Camp - Teil 1
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Fast sieben Stunden Autofahrt habe ich hinter mir, um von unserem Urlaubsort in Panama City Beach, Florida rund 600 km nordwärts nach Huntsville im US Bundesstaat Alabama zu gelangen. Vom Interstate 565 sehe ich bereits das mächtige Modell einer 110m hohen Saturn V – Rakete auf dem Gelände des U.S. Space and Rocket Center. Aufgeregt verlasse ich die Autobahn und folge der Straße „Tranquility Base“. Schon bald sehe ich den Eingangsbereich zum „Space Camp“, welches auf dem Gelände des Besucherzentrums beheimatet ist. Drei Tage möchte ich teilnehmen an der „Adult Space Academy“, ein Programm für erwachsene Weltraumenthusiasten wie mich. Nicht zuletzt angetrieben durch den Kinofilm „Space Camp“, der mich in den 80er Jahren beflügelte, stehe ich nun vor meinem Kindheitstraum.
Huntsville ist schon seit den fünfziger Jahren bekannt für seine Raketenentwicklung. Der aufgrund seiner Nazi-Vergangenheit umstrittene Wernher von Braun war einer der Raketenspezialisten, der Huntsville zu einem der wichtigsten Orte der amerikanischen Raumfahrt machte. Das Space Camp wurde 1982 gegründet. Seither gibt es jungen Leuten aus der ganzen Welt eine gehörige Portion Motivation und Inspiration. Einer der Orte, aus denen man ein „Was wäre wenn“ in ein „Ich kann das“ wandelt, so verspricht auch die Internetseite des Raumfahrtzentrums. Space Camp bietet Interessierten einen Einblick in die Astronautenausbildung. Die abgestuften Programme richten sich an Kinder und Erwachsene. „Adult Space Academy“ ist das Programm, welches sich an erwachsene Raumfahrt-Fans, aber auch an Studenten wendet, die sich für Raumfahrttechnik interessieren.
Viel zu früh bin ich da. Ich habe noch drei Stunden Zeit, bis ein Check-in möglich ist. Die nette Dame am Eingang lässt mich trotzdem eintreten. Im Unterkunftsgebäude, Habitat genannt, stehen auch schon Ansprechpartner bereit, die mich mit einem Ausweis versorgen. Damit ausgestattet mache ich mich auf den Weg durch das Besucherzentrum, welches mir während der nächsten drei sogar außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten offensteht. Das Außengelände hat wirklich viel zu bieten. Neben dem Saturn V Modell fällt besonders das Space Shuttle „Pathfinder“ auf, welches mit Boostern und externem Tank in Flugkonfiguration aufgestellt ist. Die Pathfinder wird hier gerne als das erste Space Shuttle überhaupt betrachtet. Das Mockup war allerdings nie flugfähig und wurde 1977 dazu gebaut, um die Einrichtungen wie Kräne oder die Nutzbarkeit von Straßen auszutesten. Der Raketenpark glänzt mit den Errungenschaften der frühen amerikanischen Raumfahrt: Saturn I, Jupiter, Juno II und Mercury-Redstone sind nur einige der Raketen, welche der Besucher hier bestaunen kann. Die Ausstellung ist sehr umfangreich und im Nachhinein hatte ich eigentlich zu wenige Gelegenheiten, um wirklich alles in Ruhe zu sehen.
Dann wird es Zeit, die Unterkunft zu beziehen. Zurück im Habitat bekomme ich mein Zimmer genannt, hole meinen Koffer und wandere durch den Komplex, welcher sehr spacig daherkommt. So oder so ähnlich könnte man sich eine große Raumstation vorstellen - vielleicht aber auch einen Gefängnistrakt, denke ich. In meinem Zimmer zähle ich sechs Betten. Ich wähle eines, mit möglichst gutem Überblick und beziehe die dünne Schaumstoffmatratze. Das wird eine harte Nacht, vermute ich. Der Koffer passt bequem in den Spint, welchen ich mit dem mitgebrachten Vorhängeschloss verriegele. Die Reisecheckliste des Space Camp überlässt nichts dem Zufall.