Kennedy Space Center
Dine with an Astronaut
Zugegeben: Nicht alle Pakete, die das Kennedy Space Center anzubieten hat, habe ich bislang auch selbst ausprobieren können. Da ich aber möglichst aus erster Hand berichten möchte, habe ich weder Kosten noch Mühen gescheut, um einmal das Add-On Enhancement „Dine with an Astronaut“ zu erleben. Das Zusatzangebot sollte, wie auch die Special Interest Touren, zuvor online gebucht werden. Die Kosten belaufen sich auf 29,99 $ für Erwachsene, zzgl. Steuern. Der Preis gilt selbstverständlich zusätzlich zum normalen Eintrittspreis.
Am 13. Dezember 2019 war es soweit. Im Rahmen eines Kurzurlaubs an der Space Coast hatte ich das Buffet mit dem Astronauten Ken Cameron gebucht. Cameron, geboren 1949 in Cleveland (Ohio), war zwischen 1991 und 1995 mit drei Space Shuttle – Flügen im Weltall. Während der Mission STS-37 war er als Pilot an Bord der Raumfähre Atlantis. Er kommandierte die Flüge STS-56 (Discovery) und STS-74 (Atlantis). Ein erfahrener NASA-Astronaut also. Das Essen sollte um 12 Uhr mittags beginnen. Ich hatte mich bereits einen Tag zuvor informiert, wann wir da sein sollten und wo wir genau hin müssen. Pünktlich um 11:40 Uhr standen wir dann auch in einer kurzen Schlange vor dem Essenssaal, der direkt rechts neben dem Eingang zu den Busrundfahrten liegt. Man geht also durch den Haupteingang, geht vorbei an den Raketengarten, biegt dann rechts ab und läuft quasi auf den Eingang zu. Vorbei an den Marsrover - und schon steht man genau da, wo das Buffet stattfindet.Festlich dekorierte Tische in spaciger Umgebung
Nach und nach wird die Schlange hinter uns länger und um kurz vor 12 Uhr kommen einige Schulklassen hinzu, die jedoch an einem zweiten Eingang positioniert werden. Nun ist uns klar: Ein intimes Mittagessen, bei dem ein nett erzählender Astronaut lächelnd an unserem Tisch sitzt, wird das nicht. Pünktlich um 12 Uhr öffnet sich die Tür und einige NASA-Mitarbeiter weisen uns den Weg zu unseren Plätzen. „Wait to be seated“ ist auch hier Programm. Die vielen Tische in dem abgedunkelten Raum sind festlich dekoriert. Weiße Tischdecken, schöne Deko, alles ein bisschen spacig. Wir sitzen mit dem Rücken zu einer Bühne, wo wir später unseren Astronauten sehen. Der Saal füllt sich und wir schätzen die Anzahl der Gäste auf 150 Personen. Die Schulklassen werden ein wenig abseits der Bühne untergebracht, so dass die Erwachsenen ungestörter sind. Dennoch ist der Lärmpegel nicht ganz unerheblich.
Schon nach kurzer Zeit ist das Buffet eröffnet. Für die vielen Menschen im Saal ist es in doppelter Ausfertigung aufgebaut und es ist von beiden Seiten begehbar. So ist sichergestellt, dass alle in relativ kurzer Zeit versorgt sind. Es gibt Rindfleisch, Fisch, Gemüse und zum Nachtisch diverse Kuchen, Muffins und Kekse. Getränke sind selbstverständlich auch im Preis enthalten. Ich nehme mir zunächst von allem ein bisschen, dazu einen Pott Kaffee und gehe zurück zum Tisch. Alle Speisen sind wirklich sehr gut. Geschmacklich ist der Fisch aber nicht mein Fall, dafür ist das Rind umso leckerer. Hiervon werde ich mir später noch eine größere Portion nachholen. Meine Frau versorgt mich zwischenzeitlich mit einige Kuchen, so dass sich der Tisch vor mir langsam füllt.
Über Schokolade in der Diplomatie
Nachdem der größte Hunger gestillt ist, wird Ken Cameron auf der Bühne angekündigt. Ich drehe mich um, esse bedächtig weiter, der Lärmpegel sinkt und Cameron betritt unter Applaus das Rampenlicht. Nun berichtet er über seine Raumflüge. Insbesondere steht die Mission STS-74 im Vordergrund, während der er die ehemalige russische Raumstation MIR besuchte. Damals wurde mit dem Shuttle ein Andockmodul zur Station gebracht. Cameron geht insbesondere auf die Wichtigkeit der internationalen Zusammenarbeit im Weltall ein. Wie aus Feinden Freunde wurden, wie man ein Team zusammenhält und er erzählt die eine oder andere Anekdote. Zum Beispiel, wie er mit Schokolade und Eis die Zusammenarbeit mit der russischen Besatzung gefestigt hat. Wir hören gespannt zu. Die Kids der Schulklassen weisen nicht dieselbe Aufmerksamkeitsspanne auf, wie wir. Sie werden immer wieder energisch durch ihre Lehrer mit einem „Psssst“ zurechtgewiesen. Etwa 45 Minuten dauert der Vortrag, der begleitet wird durch eine Powerpoint – Präsentation mit vielen eindrucksvollen Bildern. Dann steht Cameron für einige Fragen aus dem Publikum zur Verfügung. Allerdings waren dies schätzungsweise lediglich fünf bis sechs Fragen, dann war die Bühnenshow vorbei.
Ich war froh, mein Essen soweit aufgegessen zu haben, denn im Grunde war die Veranstaltung damit auch beendet. Draußen bestand nun die Möglichkeit, ein Foto zusammen mit dem Astronauten zu machen. Wir wurden aber vorab schon gebeten, alle unsere Taschen mitzunehmen und nichts zurückzulassen, weil wir nicht hierher zurückkämen. Somit erstreckte sich das „Dine with an Astronaut“ etwa von 12 Uhr bis 13:15 Uhr. Von der Foto-Möglichkeit machten wir keinen Gebrauch mehr, dazu kamen wir dann später noch. Denn um 16 Uhr tauchte Ken Cameron im Souvenir-Shop auf, wo wir uns ein Autogramm abholten und ein Foto mit ihm machten. Dies erschien uns entspannter und ging einfach schneller.
Resümee
Die Veranstaltung „Dine with an Astronaut“ ist sicher eine schöne Erfahrung für alle, die gerne etwas Raumfahrt aus erster Hand erfahren möchten und dabei ein gutes Essen genießen möchten. Das Essen ist reichlich vorhanden, es ist sehr gut, wenngleich auch Geschmackssache. Als preiswert kann man das Dinner allerdings nicht einstufen. Schade war, dass es nicht direkt für alle Anwesenden ein Autogramm gab. Dies hätte ich eigentlich erwartet. Stattdessen hatten wir lediglich am Nachmittag die Gelegenheit, uns eines im Souvenirshop geben zu lassen. Der Vortrag war interessant. Bei einer so hohen Besucherzahl während des Dinners geht allerdings die suggerierte Privatsphäre total verloren, dies sollte man berücksichtigen. Es war sicherlich eine gute Veranstaltung und ich bereue nicht, daran teilgenommen zu haben. Noch einmal würde ich Dine with an Astronaut jedoch nicht buchen, da es genug Alternativen im KSC gibt, einem Astronauten kostenlos zu begegnen.